Im September warst Du noch als Kandidat zu einer Lesung aus Deinem Buch «Wir müssen reden» bei uns in der Konfitüren-Manufaktur und ab heute sitzt Du – gewählt mit einem Glanzresultat – im Nationalrat. Welche Freude!
Dass Jonas und alle Menschen mit Behinderung im Kanton Zürich nun ihre Vertretung in Bern haben, ist eine grossartige Sache und macht uns sehr viel Hoffnung. Wir sind äusserst stolz darauf, Dich persönlich zu kennen.
Auf uns kannst Du immer zählen. Unsere gemeinsamen Werte: ein selbstbestimmtes Leben für jeden Menschen mit Behinderung.
Geniesse Deinen grossen Erfolg – we keep in touch!
Islam hat uns Rede und Antwort gestanden. Und hier entlang geht es zur Aufzeichnung des äusserst spannenden Abends:
Liebe Konfi-Kundinnenfreundinnen ❤️ und Kundenfreunde ❤️
Zum Jahresende möchten wir uns mit sicherem Abstand – dafür aber umso herzlicher und ungefährlicher – mit einem Küsschen und einer zünftigen Umarmung bei Euch für Eure grosse Treue bedanken. Ihr macht uns richtig glücklich! 🥰
Bei uns geht es nicht um den Cash Flow, den Return on Investment oder die Payback Period, sondern um sinnvolle Arbeit und schöne Begegnungen mit Euch!
Ja, es geht um das Dazugehören, was sich Menschen mit Autismus ganz fest wünschen. Ihr als unsere Konfi-Kundinnenfreundinnen und Kundenfreunde ermöglicht das seit sieben Jahren.
Dafür sind wir Euch sehr dankbar – ohne Eure Unterstützung ginge es nämlich nicht.
Wir wünschen Euch allen frohe Festtage sowie ein glückliches und gesundes 2022!
Eure Confituriers
Jonas und Nicole 😘😘😘
Ladina, im 3. Lehrjahr, meldete sich mit folgender Nachricht bei uns: «Mein Name ist Ladina J., ich bin 18 Jahre alt und befinde mich derzeit im letzten Ausbildungsjahr zur Chemielaborantin EFZ. Zur Abschlussarbeit im Fach
Allgemeinbildung gehört eine Vertiefungsarbeit zu einem frei wählbaren Thema. Ich habe mich für das Thema Autismus entschieden und konnte dazu auch schon einige sehr informative Interviews
durchführen.
Nun ist es so, dass diese Arbeit 2/3 Eigenerfahrungen beinhalten sollte. Dazu habe ich schon zahlreiche Sonderschulen und Institutionen angeschrieben und gefragt, ob ein Besuch möglich wäre.
Meist aufgrund von Corona erhielt ich bisher aber leider nur Absagen […] Ich fände es sehr schade, wenn ich eine Vertiefungsarbeit über Autismus schreibe, aber dabei nie richtig Kontakt zu einer
davon betroffenen Person gehabt hätte.»
Nun fragte ich natürlich Jonas sofort, ob er Lust hat zu unterstützen und er antwortete spontan: «Ja, das mache ich! Ich helfe gerne und habe Zeit.» Über die möglichen Risiken einer Ansteckung mit Corona weiss er Bescheid. Er kennt aber auch die Schutzmassnahmen des BAG und wendet sie konsequent an.
An einem Montagnachmittag kam nun Ladina in unseren Laden. Wir hatten eine sehr gute Zeit, in der wir viele Fragen rund um den Autismus und ums Konfi kochen klären konnten. Wir trugen Masken, unsere Hände waren desinfiziert und wir hielten die Abstände. Trotz aller Massnahmen sind solche Begegnungen für Jonas äusserst wichtig. Er bekommt viel Anerkennung und hat die Gelegenheit, sich mit seiner autistischen Wahrnehmung – und auch mit dem Blick seiner Besucherinnen und Besucher darauf – auseinanderzusetzen.
Diese schönen und tragenden Zusammentreffen – ja, die Inklusion – wird Menschen mit Behinderung, die in einer Institution leben, systematisch vorenthalten. Sie dürfen eine solche Anfrage nicht selbst beantworten und somit auch keine eigenen Entscheide fällen. Es wird oft schon seitens Institutionsleitung abgeblockt. Das finde ich nicht gut. Die meisten Menschen mit Autismus gehören nämlich keiner Risikogruppe an.
Der deutsche Schriftsteller Bertold Auerbach hat gesagt: «Gewährte Freiheit ist nicht die ganze Freiheit.» Gerade im Kanton Zürich wurde in den letzten Jahren viel über Selbstbestimmung und die UNO-Behindertenrechtskonvention geredet. Auf welche konkreten Umsetzungsschritte dürfen wir heute hoffen?
Nicole Ulrich-Neidhardt
Eigentlich sagt man ja: «Vorsicht, bloss nicht pauschalisieren!» Jeder Mensch ist anders, einzigartig, hat seine eigenen Ziele, Wünsche und Träume. Und es ist wichtig, dass man auf diese ganz individuellen Bedürfnisse und Eigenarten ebenso individuell eingeht.
Aber: Ist es denn nicht so (ich pauschalisiere!), dass jeder Mensch nach Anerkennung, Wertschätzung und Selbstbestimmung sucht? Dass sich jeder Mensch seinen Talenten und Neigungen entsprechend entfalten möchte?
Nach abgeschlossener Schulzeit stellten wir uns auch eben diese Fragen nach Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung für unseren Sohn Jonas. Für ihn, der auf seine Weise ziemlich individuell und einzigartig ist, ist der weitere Berufs- und Lebensweg eigentlich klar vorgezeichnet: Arbeiten in einer Institution, leben und wohnen ebenso.
So richtig selber bestimmen können wir das eigentlich nicht – er schon gar nicht. Nicht wenn es ums Arbeiten geht, nicht wenn es ums Wohnen geht, nicht wenn es darum geht, mit wem die Freizeit verbracht wird und auch nicht, wie man seinen Hobbies frönen kann. Eigentlich doch alles selbstverständlich – oder?
Weil wir nicht einsahen, weshalb alleine die Tatsache, dass Jonas eine Autimus-Diagnose hat, dazu führen soll, dass er all das (siehe oben) in seinem Leben nicht hat, haben wir uns entschieden, uns zu emanzipieren. Deshalb haben wir unseren eigenen Arbeitgeber gegründet, die autPartners GmbH. Dort kann Jonas (richtig) arbeiten. Keine Beschäftigung(stherapie) um den Tag rumzukriegen. Jonas produziert ein hochwertiges Produkt und verdient damit sein eigenes Geld. Und weil Jonas gerne kocht und wir finden, Konfi ist ein spannendes Produkt, stellt autPartners eben Konfi her. Wenn man Jonas fragt, welchen Beruf er hat, dann sagt er stolz: «Ich bin Konfi-Koch.»
Vor fünf Jahren haben wir damit begonnen. Heute führen wir über 25 verschiedene feine Gschmäcker für aufs Butterbrot im Sortiment. Und wir haben uns einen professionellen Trocknungsschrank angeschafft und produzieren Dörrfrüchte. Wir arbeiten in einem kleinen schmucken Ladenlokal (welches man für Events mieten kann) und in der dazu gehörenden Küche. Wir erledigen Spezialaufträge und wir nutzen unser Lokal als Treffpunkt. Denn wir wollen, dass unser Sohn in seiner Wohngemeinde integriert ist, dass er die Menschen in Adliswil kennt, und dass die Menschen ihn kennen. Jonas hat sich über die Jahre prächtig entwickelt. Und er ist zu einem passionierten Konfi-Koch geworden, auf dessen Unterstützung wir nicht mehr verzichten können. Wir sind so stolz auf ihn!
Jonas wird nie seinen Lebensunterhalt durch die Produktion und den Verkauf von Konfi verdienen können. autPartners ist eine Sozialunternehmung und das vornehmliche Ziel ist nicht, Gewinn zu erwirtschaften. autPartners ist als Plattform gedacht – eine Plattform für die Selbstbestimmung von Jonas. Eine Plattform die ihm ermöglicht, Wertschätzung für seine Leistung zu erhalten. Eine Plattform, die Kontakte und die Pflege von Freundschaften unterstützt. Eine Plattform, um die Talente zu entfalten und um sich weiter zu entwickeln.
Wir alle haben solche Plattformen und nutzen sie. Für uns alle ist das enorm wichtig - und irgendwie auch selbstverständlich. Das ist aber nicht für alle Menschen so. Darum hat Jonas jetzt auch eine solche Plattform. Irgendwie doch ganz normal – oder….?
Thomas Ulrich
Aus dem Interview mit Nicole über das „Autismus Forum Schweiz“ wurde schnell ein vertrautes Gespräch. So viele Gemeinsamkeiten und Parallelen im Denken und Handeln mit unseren beiden Söhnen zu entdecken, war sehr wohltuend und inspirierend.
Nicole gründete vor etwa zehn Jahren das Autismus Forum Schweiz und schaffte damit eine Anlaufstelle für Erfahrungsaustausch, Hilfestellung und ein Netzwerk für Autistinnen, Autisten, deren Angehörige und Fachleute. Sie steht dem dazugehörigen Verein als Präsidentin vor und engagiert sich mit Kampagnen für Aufklärung im Bereich Autismus.
Nicoles Sohn ist Autist, 20 Jahre alt und hat einen hohen Unterstützungsbedarf. „Er
spricht, bleibt aber oft stecken im Alltag und bei der Arbeit“, erklärt sie „so
braucht er immer wieder Impulse, um weiterzumachen, was er angefangen hat.“
Die Regelschule besuchte er mit einer 1:1-Betreuung bis zur achten Klasse. „Die
Qualität der Beschulung hat uns nicht überzeugt, sie war schlecht“, sagt Nicole, „deshalb
meldeten wir ihn von der Schule ab und erreichten eine Einzelbeschulung. Das waren zwar nur zwölf Stunden, aber das zusätzliche Rahmenprogramm mit Sport, Chor und anderen Aktivitäten planten wir
selbstständig dazu, damit er auch sozial eingebunden war.“
Aktuell wird Jonas in einem dualen System zum Haushaltspraktiker ausgebildet. In der Berufsschule ist er als Hospitant eingeschrieben. Er geht einen Tag pro Woche (Donnerstag) zur Schule. Nicole
erklärt:
„An diesem Tag hat er elf Stunden Präsenzzeit, was für ihn ein Kraftakt ist. Davon ruht er sich am Freitag aus. Die anderen Tage arbeitet er (einige Stunden) in der Konfitüren-Manufaktur
(Sozialunternehmung www.autpartners.ch),
die ich eigens für ihn – und hoffentlich in Zukunft auch für weitere Mitarbeitende mit Autismus – gegründet habe.
Bei uns in der Schweiz braucht es neue Gesetze (subjektorientierte Finanzierung), die es möglich machen, dass Autistinnen und Autisten sich selbstbestimmt eine Arbeitsstelle suchen können und
dafür die notwendige Betreuung erhalten.“
Jonas braucht viel Unterstützung und wohnt zuhause. „Das soll auch erstmal so bleiben. Irgendwann wünschen wir uns für ihn eine eigene Wohnung, in der er selbstbestimmt mit Unterstützung leben wird. Auch eine Wohngemeinschaft, z.B. inklusiv mit Studenten, ist denkbar. Aber im Moment geben wir ihm als Familie noch die sichere Grundlage für sein Leben. Damit ist er in alle familiären Prozesse eingebunden und wir auch in sein Leben“, erzählt Nicole. „Er steckt noch mitten im Prozess des Erwachsenwerdens und braucht diese Sicherheit, um sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln zu können“
Nicole erzählt, dass ein Zimmer in einer Einrichtung für Jonas eine große Einschränkung von Freiheit und Lebensqualität bedeuten würde. Ausgefeilte Hilfesysteme, in die man sich einfügt, bedeuten doch auch immer Abhängigkeiten. Vorgegebene Strukturen bergen Vor- und Nachteile in sich. „Ich setze mich politisch dafür ein, dass selbstbestimmte Lebensformen besser unterstützt werden“, sagt Nicole.
Unterstützung bekommt die Familie über Assistenzleistungen. „Die
zweieinhalb Stunden am Tag sind zu wenig“, sagt Nicole „die
restliche Zeit bin ich für ihn da. Dafür habe ich meinen Beruf aufgegeben.“
Die Assistenten stellt Nicole ein, wickelt für sie die Lohnabrechnung ab und erstellt einen Einsatzplan für insgesamt sieben bis neun Unterstützer, die in Teilzeit ihren Sohn bei
unterschiedlichen Aktivitäten begleiten. Das ist ähnlich wie in Deutschland die Organisation über das Persönliche Budget.
„Einer geht mit ihm regelmäßig in den Fitnessclub, mit einem anderen besucht er den Markt, andere gehen mit ihm schwimmen oder verrichten Arbeiten bei uns in der
Konfitüren-Manufaktur.“ Auf dem Markt werden die Konfitüren von autpartners verkauft. Jonas schaut auf dem Markt gerne zu und zieht sich ins Auto zurück, wenn er Ruhe braucht.
„Außerdem besucht er den Chor. Das bedeutet für Jonas, dass er einfach ein Bad in der Menge nimmt, dabei nicht singt, aber glücklich sein Stimming macht“, erzählt Nicole und ich sehe sie durch´s Telefon schmunzeln.
„Viele Leute sind erstaunt, wie gut Jonas sich in den letzten Jahren entwickelt hat“, freut sich Nicole, „unser Assistenzmodell und sein Beschäftigungsplan mit der Familie als Rückzugs- und Ruheort haben sich bewährt. Wir sind kreativ und gut vernetzt, können individuell auf seine Bedürfnisse eingehen und Aktivitäten für ihn organisieren. Unser ganzes Setting lässt sich natürlich nur aufrecht erhalten, weil mein Mann für uns die Brötchen verdient. Auch ist er es, der mit Jonas den Chor besucht.“
Ich frage Nicole das, was ich selbst häufig gefragt werde: „Was ist, wenn Du diese Organisation nicht mehr leisten kannst?“ Und Nicole antwortet mir etwas, das mich sehr berührt und
inspiriert:
„Ich habe viel Vertrauen in die gute Umgebung, in die Menschen, die uns kennen und die uns unterstützen. Sie wissen, wie wir denken. Und wenn ich nicht mehr da bin, dann wird es Menschen geben,
die kommen und helfen werden. Ich habe Vertrauen in die Menschen und auch in die Assistenten, die für Jonas da sind. Sie sind überzeugt davon, dass der Weg der richtige ist und sie würden sofort
helfen.“
Diese Ruhe, die Nicole trotz ihrer großen Aufgabe ausstrahlt und dieser innere Frieden sind spürbar. Sie sagt: „Früher habe ich mir viele Sorgen gemacht, heute bin ich glücklich, weil wir auf einem guten Weg sind. Ich sehe, wie gut sich Jonas aus der Sicherheit heraus, die wir ihm geben, weiterentwickelt.“
Vielen herzlichen Dank, liebe Silke! Weitere spannende Artikel zum Thema Autismus: ellasblog.ch
Die Konfitüren von Christine Ferber, der «Fée des Confitures», sind weit über die französischen Landesgrenzen hinaus bekannt. Mit grosser Freude lassen wir uns inspirieren und haben ihr «Relais des trois Épis» heute im Elsass besucht. Wir sind begeistert!
Liebe Freundinnen und Freunde von autismusforumschweiz.ch
Sonntag, 2. April 2017: Am diesjährigen Welt-Autismus-Tag haben wir zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Wir durften Besucherinnen und Besucher von nah und fern empfangen und bewirten. Ein richtig schöner Tag mit vielen wertvollen Begegnungen und lieben Menschen!
Am diesjährigen Weihnachtsmarkt in Adliswil waren wir dabei und haben unsere Konfitüren verkauft. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus aufmerksam gemacht.
Wir sind auf viele offene und «gwundrige» Adliswilerinnen und Adliswiler getroffen. Der Austausch und das grosse Interesse an unserer Arbeit hat uns riesig gefreut. Ganz nebenbei haben wir auch eine stattliche Menge Konfitüren umgesetzt.
Nächstes Jahr sind wir wieder dabei!